ZDF: Schauspielerin Cheryl Shepard lebte 18 Jahre am Bodensee | SÜDKURIER

2022-09-16 17:34:39 By : Admin

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Frau Shepard, als Zuschauer weiß man bei einem Rosamunde-Pilcher-Film ziemlich genau, was einen erwartet. Wussten Sie als Schauspielerin auch, worauf Sie sich einlassen?

Das war der erste Pilcher, den ich gemacht habe. Vorher kannte ich nur die fertigen Filme, die schönen Bilder, die Liebesgeschichten. Jetzt habe ich gesehen, wie es dort hinter der Kamera läuft und war so begeistert! Es war einfach rundum toll.

Dabei hatte ich ein kleines Malheur... Mein Koffer kam erst nach acht Tagen an. Das war natürlich ein bisschen blöd, weil ich keine Klamotten hatte. Aber aus meinen Plänen, ein bisschen herumzureisen, wäre sowieso nichts geworden.

Wir haben vor einem Jahr gedreht. In England trug man da zwar schon keine Masken mehr, und wer doch eine trug, wurde zum Teil seltsam, manchmal sogar unfreundlich angesprochen. Aber wir Schauspieler wurden natürlich angehalten, uns zu schützen, was verständlich war, weil sonst die Dreharbeiten gefährdet gewesen wären.

Wir haben uns deshalb nur in unserer kleinen Gruppe bewegt und kleine Spaziergänge gemacht. Ich war zum Beispiel mit Leni Adams unterwegs, die die weibliche Hauptrolle spielt, meine Film-Tochter. So haben wir dann doch das eine oder andere sehen und erleben können, zum Beispiel einen Afternoon Tea. Das ist ein Erlebnis, das mal mitmachen zu dürfen.

Und erst die Gärten! Ich habe Gärten gesehen, das kann man sich in Deutschland nicht vorstellen. Das liegt an der Feuchtigkeit vom Meer, aber auch an dem Nieselregen in Cornwall, den man gar nicht als Regen wahrnimmt, eher wie ein Wasser-Spray, ganz fein.

Das hat auch meiner Haut gutgetan. (lacht) Und dann scheint dort wieder die Sonne, und überall wachsen Palmen und Kakteen – es ist eine fantastische Mischung. Man fühlt sich wie im Süden, obwohl man im Norden ist.

Ja, es ist wirklich schön dort. Und erst diese schönen Farben! Ich komme da wirklich immer wieder ins Schwärmen. (lacht) Und dann diese englische Freundlichkeit, gerade in den Geschäften. Jeder wollte wissen, wie man heißt, woher man kommt, was man so macht. In Deutschland hat mich an der Kasse noch nie jemand „Darling“ oder „Sweetheart“ genannt. (lacht)

In Cornwall überall, und zwar unabhängig davon, ob eine ältere Dame an der Kasse sitzt oder ein junger Mann, der kaum 19 ist. Und ich stehe da und denke: Die Leute hinter mir müssen aber auch geduldig sein, wenn die Kassierer bei jedem Kunden so ins Plaudern kommen. Aber sie waren geduldig. Das gehört zu ihrer Kultur. Das war anders als in Deutschland, aber sehr schön.

Sie spielen im Film Hannah, eine Restauratorin. Haben Sie auch ein Faible für alte Dinge?

Ja. Ich habe tatsächlich einen Flohmarkt-Spleen. Ich gehe sehr gerne auf Flohmärkte und gucke nach alten Sachen. Ich sammle schon, ich weiß nicht wie lange, bestimmt seit 20, 30 Jahren, Dinge – obwohl sammeln nicht das richtige Wort ist.

Sagen wir so: Ich kaufe Dinge, die mir gefallen. Und es ist eins meiner Hobbys, Altem neues Leben zu geben. Jetzt, wo wir nach Schleswig-Holstein gezogen sind, sehe ich, dass die Sachen, die ich über die Jahre gekauft habe, perfekt in dieses Haus passen.

Was ist denn der größte Schatz, den Sie auf dem Flohmarkt gefunden haben?

Das ist eine ganz schwierige Frage, die Sie mir da stellen... Eigentlich ist immer das, was ich zuletzt gekauft habe, das Wertvollste. Aber ich habe mal eine alte Lampe gekauft für den Hauseingang. Da hängt sie jetzt und macht mich glücklich, weil sie da einfach perfekt hinpasst.

Sie ist unauffällig, aber wenn man hinguckt, dann sieht man trotzdem, dass sie etwas Besonderes ist. Ich glaube, sie hängt zum ersten Mal in dieser Form irgendwo, weil sie aus verschiedenen alten Teilen zusammengesetzt wurde.

Bringen Sie sich von Dreharbeiten denn Andenken mit?

Was mir gefällt, sind oft leider Sachen, die nicht so leicht in einen Koffer passen. Aber ich habe mir tatsächlich Steine mitgebracht. Das habe ich schon gemacht, als ich am Bodensee gelebt habe.

Was für Steine sind das denn?

Manche haben ein interessantes Muster, eine besondere Farbe oder einfach eine schöne Form. Ich habe auf der Insel Reichenau mal einen Stein gefunden, bei den Dreharbeiten für die Serie „Sternenfänger“.

Ich laufe da über ein Blumenbeet, gucke runter, sehe diesen Stein – der war von jeder Seite so rund – und hebe ihn auf. Er begleitet mich jetzt seit 22 Jahren. Meine Tochter findet permanent vierblättrige Kleeblätter. Ich habe ich noch nie eins gefunden, dafür finde ich Steine.

Wo bewahren Sie die Steine auf?

Auf dem Fensterbrett liegen ganz viele. Manchmal wasche ich sie und sortiere sie neu. Ich weiß nicht, woher diese Vorliebe für Steine kommt. (lacht) Aber ich habe auch noch eine Vorliebe für Muscheln.

Die sind in England ganz anders als zum Beispiel in Spanien oder an der Ostsee. Sie sehen anders aus, sind unterschiedlich dick. Ich kann‘s einfach nicht lassen, Muscheln und Steine zu sammeln, ich muss mich immer wieder bücken. Mein Mann schimpft immer mit mir, wenn wir spazieren gehen.

Dann erzählt er mir von dem Sonnenuntergang, den ich verpasst habe, und ich zeige ihm, was auf dem Boden lag, was er nicht gesehen hat. So ergänzen wir uns...

Sie sind 1990 an den Bodensee gekommen – warum?

Nachdem mein damaliger Mann – er unterrichtet an der Schule Schloss Salem – und ich uns getrennt hatten, wollte ich, dass unsere beiden Töchter und mein Sohn mit meinem jetzigen Mann wie Geschwister aufwachsen. Also bin ich mit meinem zweiten Mann nach Überlingen gezogen.

Und wir haben es geschafft, eine große Patchwork-Familie zu werden. Ich habe 18 Jahre am Bodensee gelebt. Der See ist etwas ganz Besonderes für mich und meine Kinder. Für meine Töchter ist es Heimat, aber auch mein Sohn hat eine enge Bindung zum See, obwohl Leipzig sein Zuhause ist.

Jedes Mal, wenn wir in die Schweiz gefahren sind, wo ja ein Teil meiner Familie lebt, war es schön, in Überlingen Rast zu machen und alte Freunde wieder zu treffen, meinen Ex-Mann und seine Partnerin zu sehen.

Mein Mann hat in den vergangenen Jahren immer noch Theaterstücke an der Waldorfschule in Überlingen inszeniert. Die Schule ist ihm sehr treu und er ist der Schule sehr treu. Es gibt einfach noch sehr viele Bindungen, auch nach Konstanz – das ist einfach eine wunderschöne Stadt.

Sie sind gebürtige New Yorkerin, haben lange in der Schweiz gelebt, später am Bodensee und in Leipzig – was bedeutet Heimat für Sie?

Heimat ist für mich Geborgenheit. Als wir aus den USA in die Schweiz kamen – meine Mutter ist ja Schweizerin, mein Vater Amerikaner –, sind wir in ein kleines Dorf in Graubünden gezogen, ins Heimatdorf meiner Mutter. Dort habe ich Deutsch gelernt und in diesem Dorf habe ich nach wie vor Familie, dort steht auch unser Familienhaus.

Ich habe dort nicht lange gelebt – aber das Haus ist nach wie vor der Ort, an dem wir uns alle treffen, meine Schwestern mit ihren Kindern, ich mit meinen Kindern, meine Eltern, meine Tanten und Onkel, Cousins und Cousinen. Und das ist für mich Heimat.

Um noch mal auf „Liebe und andere Schätze“ und Ihre Figur Hannah zurückkommen: Sie hat die Lungenkrankheit COPD und tut sich schwer mit den Konsequenzen, zum Beispiel mit der Sauerstoff-Therapie. Können Sie das nachvollziehen?

Ich glaube, es wäre nicht meine Art, mit einer Krankheit umzugehen. Ich bin alles andere als hypochondrisch veranlagt, aber ich glaube, dass ich eine recht gesunde Intuition habe und merke, wenn mein Körper wirklich Hilfe braucht. Dann schaue ich auch, dass ich sie bekomme, und dass ich meinem Körper gebe, was er braucht.

Aber ich würde mich nicht gegen das Schläuchlein in der Nase wehren. Das ist vielleicht nicht hübsch und auch eher unpraktisch, aber es ist doch wesentlich schöner zu atmen, als zu ersticken …

Hannah macht im Film mit ihrem Mann, gespielt von Thomas Heinze, eine Tandem-Tour. Hat das gut geklappt?

Ich hatte das tatsächlich vorher schon mal gemacht – mit meinem Mann bin ich mal mit dem Tandem durch Berlin gefahren. Man muss sich darauf einlassen und auch Vertrauen haben in den, der vorn sitzt und mehr sieht. Dann ist es etwas sehr Schönes. Auch beim Dreh hat es Spaß gemacht.

Bei den Pilcher-Filmen gibt es immer ein Happy End, noch dazu ein vorhersehbares. Die Zuschauer mögen das, sonst wären die Filme nicht so erfolgreich. Wie gefällt Ihnen diese Art des Geschichtenerzählens?

Das kommt immer ein bisschen auf meinen Gemütszustand an. Es gibt Tage, da mag ich es, wenn ein Problem nicht gelöst werden kann – im Film. Privat bin ich immer froh, wenn ich Probleme lösen kann. (lacht)

Aber es gibt auch Tage, wenn bei mir vielleicht nicht alles rund läuft, da bin ich froh, wenn ich mich in der Unterhaltung einfach fallenlassen kann, wenn ich vorm Schlafengehen keine großen Probleme mehr wälzen muss, wenn in der Geschichte alles gut ausgeht. Aber es muss nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ein.

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